Mittwoch, 26. August 2020

Geschichten aus Karbala

 Kassem ibn Hassan al Mujtaba

Der tapfere Junge aus Karbala





Als Imam Hassans a.s.  Martyrium stattfand, war sein Sohn Kassem drei Jahre alt. 

Seine Mutter Ummu Farwa blieb in Medina und Kassem wuchs im Hause von seinen

Onkel Imam Hussein a.s. und Abbas auf. 

Kassem war 13 Jahre alt, als er sah, wie Imam Hussein a.s. sich vorbereitet hatte,

 um nach Kufa zu gehen.

Ummu Farwa bat Imam Hussein, sie und ihren Sohn mit zu nehmen. Imam Hussein a.s.

 nahm ihre Bitte an.

Kassem war sehr gerne mit seinem Onkel Abbas zusammen. Von ihm lernte er

die Schwertkampfkunst und Ali Akbar, der Sohn von Imam Hussein a.s. war sein untrennbarer Begleiter. 

Für seine Mutter war er sein Ein und Alles, da er ihr einziger Sohn war.

Diese Geschichte ist eine wahre  Geschichte über Tapferkeit und die Liebe.

Es ist die Erzählung von der Liebe von zwei Brüdern zueinander, von der Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Sohn und die Liebe eines sehr jungen Kindes zu seinem Imam.


Was bedeutet es, tapfer zu sein? Tapferkeit ist eine Eigenschaft, die man als Tugend sehen kann.

 Tapfer ist jemand, der sich furchtlos und zum Widerstand bereit mit Gefahren und Schwierigkeiten auseinandersetzt. Normaleweise kann jeder tapfer  sein, wenn es sein muss, weil er kein andere

 Wahl hat. Aber in unserer heutigen Geschichte ist die Situation ganz anders. 


Als in der Nacht zu Aschura Imam Hussein a.s. am Zelt Ummu Farwas vorbeikam, hörte

er Kassem zu seiner Mutter sagen:


„Liebe Mutter! Morgen werden Onkel Abbas, Ali Akbar und ich unseren Imam verteidigen.

Wenn ich getötet werde, weine bitte nicht um mich.“

 

Seine Mutter antwortete:

„Sei unbesorgt, obwohl meine Liebe für dich unendlich groß ist, werde ich nicht um dich weinen.

Ich werde stolz sein, dich zu sehen, wie du dein Leben für den Islam gibst.“


Am nächsten Tag griffen die Feinde gnadenlos an. Viele Gefährten verteidigten ihren Imam und wurden grausam getötet.


Hurr, Zuheir, Habib... 

Kassem näherte sich langsam seinem Onkel Imam Hussein a.s. 

_„Mein Herr, erlaube mir, für dich zu kämpfen.“

Aber der Imam erlaubte es nicht. Wenig später versuchte er es noch einmal.

_“Nein mein Sohn, du nicht.“

Nach dem Dritten Male sagte der Imam:

_“Kassem, du bist jung und der einzige Sohn deiner Mutter!“

Ohne was zu sagen ging zu seiner Mutter traurig und enttäuscht.

Als die Mutter hörte, was der Imam zu Kassem sagte, gab sie ihrem Sohn einen Brief.

_“Hier, dieser Brief ist von deinem Vater Imam Hassan a.s. Er selber sagte zu mir, wann immer

du auch Kassem in Schwierigkeiten siehst, überreiche ihm diesen Brief.“


Kassem öffnete den Brief und las:

 „Mein Sohn Kassem, es wird ein Tag kommen, an dem mein Bruder Hussein einer Armee von Zehntausenden gegenüberstehen wird. Das wird der Tag sein, an dem der Islam mit Opfern bewahrt werden muss. Du musst mich an diesem Tage vertreten.“


Kassem lächelte und rannt zu sein Onkel, um ihm den Brief zu zeigen.

Er nahm den Brief, las ihn und sah seinen Neffen zärtlich an..

„O Sohn meines Bruders, wie kann ich dich von etwas abhalten, was dein Vater von dir verlangt hat?"

Er umarmte ihn und sagte:

„Gehe im Namens Allahs, Gott sei mit dir!“


Dann band er den Turban Imam Hassans a.s. auf Kassems Haupt und half ihm das Pferd zu besteigen,

da er nur ein sehr junger Jugendlicher war. Tapfer, aber sehr jung.


Auf dem Weg zum Schlachtfeld sagte sein Onkel:

„Inna lilah ua inna ileihi rajiun.“

„Sei nicht traurig mein lieber Onkel!“ ,rief Kassem laut. “Ich habe keine Angst vor dem Tod.

Der Tod für den Islam ist für mich süßer als Honig!“


Mit einer Eleganz, die nur typisch für eine Person seiner Abstammung ist, ritt er auf die Feinde zu. Er führte das Schwert und ließ seine Gegner erstaunen. 

Wer kann jemanden töten, mit einem Gesicht, das schöner ist als der Mond?

Kassem kämpfte, wie ein tüchtiger Junge, wie ein reißender Löwe und ein leuchtender Mond.

Er kämpfte, bis Müdigkeit und Durst ihn überwältigten. Zu viele waren die Feinde. 

Er fiel vom Pferd und schrie: O Onkel! Das ist mein letzter Salam!

Geschichten aus Karbala

 HABIB IBN MAZAHER

Habib ibn Mazaher war ein alter Mann, der in Kufa wohnte.

Als der Botschafter Imam Huseins a.s., Muslim ibn Aqil, ermordet wurde, machte er sich auf dem 

Weg zu ihm.

Sobald er Karbala erreichte, sah er Imam Husseins Lager, das von einer Armee von Tausenden  Soldaten umgeben war.



Ohne zu zögern, schloss er sich der kleinen Armee von Imam Hussein a.s. an. 

Habib wollte helfen, aber sie waren in der deutlichen Minderheit gegen eine sehr überlegene Armee. Er bat Imam Hussein a.s. um Erlaubnis, in sein Dorf, den Bani Asad-Clan, zu reiten, um Verstärkung zu holen.

Der Imam gab ihm die Erlaubnis. Habib ritt schnell in Richtung seines Dorfes und lud seine Männer ein, um den Imam zu unterstützen.

Leider schickte der Befehlshaber der Feinde, Umar ibn Saad, eine Gruppe seiner Soldaten, um dies zu verhindern.

Habib kam alleine und ohne Hilfe zurück. 

Aber er gab nicht auf und  sprach mit den Feinden, um sie zu überzeugen, dass das was sie tun wollten, empörend und falsch ist. 

Habib erzählte ihnen von den Tugenden von Imam Hussein und dem schrecklichen Fehler,

 den sie begehen würden, wenn sie ihn angreifen würden. Aber es war vergebens. 


Auf dem Weg zum Lager, kam er an Imam Husseins Zelt vorbei und hörte versehentlich die Worte von Zeinab, die ihren Bruder Imam Hussein a.s. ängstlich fragte:

  „Bist du sicher, dass deine Gefährten uns nicht verlassen werden? Dass sie dir treu bleiben?"



Das machte Habib sehr traurig. Um sie zu beruhigen sagte er laut: 

„Meine Herrin Zeinab! Wir werden bis zum letzten Atemzug kämpfen und den Befehlen unseres Imams ohne zu zögern gehorchen! Sei dir dessen sicher, meine Dame! Solange wir noch ein Hauch von 

Leben in uns haben, musst du dich nicht fürchten!“

Am nächsten Tag kämpften sie tapfer und verteidigten ihren Imam ohne ihn zu enttäuschen.





Geschichten aus Karbala

 

Im Namen Allahs


HURR IBN YAZID


Hurr wohnte in Kufa und war ein Berufsoffizier der Armee der Stadt.
Das bedeutet, er war ein Soldat. Ein Soldat ist jemand, der zu einer Armee gehört und
dort Kämpfer ist. 
Einige Soldaten haben bestimmte Ränge. Soldaten mit höheren Rängen werden nicht Soldaten
genannt, sondern Offiziere. 
Hurr war ein Kommandeur von Yazids Armee, die in Kufa waren.

Hurr erhielt von seinem Vorgesetzten den Befehl, Imam Husseins Karawane nicht nach
 Kufa zu lassen. Als Soldat erfüllte er die Befehle seiner Vorgesetzten, ohne diese zu
 hinterfragen. 
Mit einer Herrschaft von 1000 Soldaten reisten sie los, um die Karawane des Imams zu
stoppen.
Hurr und seine Soldaten trafen auf Imam Husein a.s. und dessen Gefährten an einem Ort,
der nur wenige Kilometer von Kufa entfernt lag.
Es waren heiße Tage und Hurr, seine Leute und sogar die Pferde waren furchtbar durstig.
Hurr bat Imam Husein a.s., um Wasser für seine Männer und sein Vieh.
Abbas, Ali Akbar, Kassem und alle anderen halfen dabei das Wasser zu besorgen. 
Große Mengen von klarem Wasser wurden gebracht, um den Durst von Yazids Armee zu stillen.

Es war Gebetszeit und alle bereiteten sich für ein gemeinsames Gebet vor. Danach erzählte
Hurr Imam Hussein a.s., dass er den Auftrag hat, ihn nicht in Kufa eintreten zu lassen, 
bis er Yazid den Treueeid geschworen hat.


Imam Hussein a.s. erzählte Hurr, das die Leute von Kufa ihn eingeladen hatten und
 auf ihn warten. Als Beweis holte er  zwei große Säcke voller Briefe aus Kufa hervor,
 in denen die Kufiten ihn anflehten, nach Kufa zu kommen. Außerden, erklärte der Imam,
 dass er Yazid niemals die Treue schwören würde, da er ein ungerechter Machthaber ist,
 der den wahren Islam zerstören möchte.

Hur änderte jedoch nicht seine Auffassung. 


Er hatte einige Befehle zu befolgen und war nicht in der Lage, anders zu handeln.
Der Imam wusste, dass Hurr friedlich handelte und obwohl seine Entscheidung ihn eindeutig 
schädigt, beschloss er, ihn nicht anzugreifen.
Also nahm er eine andere Route, die von Kufa weg führte. 
Hurr machte, das was er für richtig hielt. Und so ritten Imam Hussein a.s. und seine
Anhängerschaft gefolgt von Hurr und dessen tausend Männern in die entgegengesetzte
Richtung von Kufa.
Am 2. Muharram erreichten sie Karbala. Imam Hussein a.s. schlug seine Zelte auf und
Hurr und seine Armee schlugen ihr Feldlager etwas weiter abseits auf. 
Ein paar Tage später kam Umar ibn Saad mit 4000 Soldaten und nach ihm Schimr mit 
10.000 Soldaten. Sie bekamen einen Brief mit deutlichen und schreklichen Anweisungen.


Imam Hussein a.s. soll den Treueschwur leisten, andernfalls muss er ermordet werden.

Am 7. Muharram versperrten die Soldaten den Zugang zum Wasser, um den Imam unter
 Druck zu setzen. Ohne Wasser ist die Wüstenhitze unerträglich. Die Kinder weinten und 
die Frauen waren ratlos und besorgt.
Dann wurde Hurr klar, was er getan hatte. 
Wegen ihm waren die Kinder und die Familie Imams Husseins a.s. in Gefahr. 
Alles wäre anders gewesen, wenn er sie nicht daran gehindert hätte, ihren Weg fortzusetzen.
Was für eine schrekliche Tat.“, sagte er sich immer und immer wieder...
Wird Allah mir da jemals verzeihen?“.
Am meisten wurde seine Seele vom Gedanken gequält, dass die Kinder wegen ihm so
 leiden mussten.

Am 10. Muharram, kurz vor der Morgendämmerung, ritt er  zusammen mit seinem Sohn
 zu Imam Hussein a.s.
Ob er ihm verzeihen könne? 
Hurr warf sich, dem Imam um Vergebung bettelnd, zu Füßen nieder.



Zärtlich und voller Liebe umarmte Imam Hussein a.s. Hurr und sagte: Hurr, ich vergebe dir, und ich versichere dir, dass mein Großvater, der heilige Prophet,
 dir ebensfall vergibt.“.
Mit gesenktem Blick und voller Scham bat er den Imam um Erlaubnis gegen die Feinde
 des Islams zu kämpfen.
Der Imam antworte sanft:
Aber Hurr, du bist mein Gast, wie kann ich dich für mich sterben lassen?“. 
Bitte, mein Herr, erlaube mir das für dich zu tun.“, antwortete Hurr. 

Als Hurrs Martyrium stattfand am Aschura, kam Imam Hussein a.s. zu ihm und sagte:

O Allah! Ich vertraue dir diesen tapferen Mann an, der sein Leben für den Islam gab".

Der Friede sei mit Hussein
und mit Ali ibn Hussein,
und mit den Kindern von Hussein
und mit den Gefährten von Hussein.